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Meine Oldtimer

Mein erster "richtiger" Rechner


Eigentlich ist es garnicht der erste x86-Rechner, den ich in Betrieb hatte. Schon Anfang '98 haben wir einen Scenic-Computer geerbt, ganz edles Teil mit sagenhafter 1-Gbyte-Festplatte und Pentium 100-Prozessor. Der konnte auf Telefonklingeln booten, diente also als Anrufbeantworter und FAX-Gerät. Aber es war Windows 95 drauf und damit habe ich immer gekämpft. Viren waren gerade in und Virenschutzprogramme noch nicht so. Zumindest vermeidet man mit einem Modemzugang überflüssige Downloads für das Virenprogramm.

Als ich mir dann einen Bootsektorvirus eingefangen hatte befasste ich mich zunehmend mit dem Thema Linux. Das kam gerade auf und stand in allen Computerzeitschriften, weil es ein einsamer finnischer Student entwickelt hatte.  Das war natürlich ein Ding! Vor allem, weil es erstens - mit viel Arbeit und Schweiß - auch funktionierte und zweitens eine Alternative zu Windows "werden können sollte". Und keine Chance für Viren!

Als dann auch noch eine kleine Erbschaft bei mir auftauchte, fasste ich Anfang '99 den Plan, mir einen Rechner speziell für Linux zu kaufen. "Speziell" deswegen, weil es immer hieß, das vorerst nur bestimmte Hardware unterstützt werden würde. Ergo zog ich mir jeden Lesestoff in der Richtung rein und kaufte mir im April das Paket Suse-Linux 6.0. Deren beide Handbücher habe ich dreimal gelesen, dann nochmal meine Kenntnisse in Sachen Hardware und Linux vertieft und mir dann mit Hilfe eines Computerhändlers einen Rechner zusammengestellt und -gebaut. Mit 2 SCSI-U2W-Platten a 4,5Gbyte, 17-Zoll-Farbmonitor, ASUS-Mainboard mit SCSI-onboard, Scanner mit Durchlichteinheit (auch SCSI), HP-Farbdrucker, CD-ROMlaufwerk, CD-Brenner 6-fach, Soundblaster 64 PCI, ISDN-Karte, Netzwerkkarte, 512 MByte RAM und Pentium 600 MHz.

Alles zusammen 4000 DM! Zu Zeiten, als die Aldi-Rechner 2000 kosteten. Alle haben gelästert, aber das war mir egal, das musste es sein. 

Ungefähr so sah das Gerät dann aus:

Mein Rechner innen

Ungefähr heißt: das CD-ROM-Laufwerk starb nach 5 Jahren und hat Platz gemacht für einen DVD-Brenner, der alles (auch DVD-RAM) brennt, der aber an IDE hängt, das gelbe Flachkabel senkrecht. Außerdem stand auf der Maus, die mir mein Händler hingelegt hatte "Microsoft". Er konnte nicht verstehen, warum ich die unbedingt gegen eine von Logitech getauscht haben wollte ...

Damit habe ich dann ein Wochenende verbracht und bin fast verzweifelt. Ich kriegte die Grafikkarte nicht ans Laufen. Es gibt 3 Möglichkeiten, eine Grafikkarte unter Linux in Betrieb zu nehmen:

Keine Chance! Immerhin konnte ich Linux installieren, YaST gabs da erst im Textmodus. Am Montag bin ich dann zum Händler und habe die NoName-Karte von ? mit ?-Chips umgetauscht gegen eine Matrox Millenium. Karte eingesetzt, Linux gestartet, SAX aufgerufen, 2 Minuten später war alles paletti. Und so ist das heute noch: kaufe ich die passende Hardware, dann ist es eine Sache von Sekunden, bis sie läuft. Ohne CD!

Kurze Zeit danach hatte ich dann ISDN im Haus und wieder Stress: Ich kriegte den rechner nicht mit meinem Provider verbunden. 2 Wochen habe ich jeden Abend gelesen, probiert, wieder gelesen, wieder probiert ... Nix! Bis mir dann ein Kollege ein anderes Verbindungskabel in die Hand drückte. Das war es, ich musste feststellen, das die Karte sofort gelaufen war, ich alles richtig gemacht hatte, aber die Hardware - das Kabel - ein nicht funktionierendes Billigprodukt war. Das war mir eine Lehre.

Ein Billigprodukt war der Belinea-Monitor nicht, aber der hatte nach einem Jahr trotzdem eine Macke: er behielt die Bildlage nicht mehr. Und dann zahlte sich das mit dem Namen aus. Am Samstag habe ich eine Mail an Maxdata geschriebn, am Montagabend hatte ich eine Mail, der Monitor müsse getauscht werden, ich möge bitte anrufen. Am Dienstag morgen habe ich angerufen und Daten durchgegeben, am Mittwoch war der Paketdienst da mit einem neuen Monitor, am Freitag hat er den alten wieder abgeholt. Was habe ich bezahlt? Nichts, die Telefonnummer war kostenlos! Das nenne ich Service ...

Warum habe ich auf SCSI bestanden? Zuerst einmal waren die U2W-Platten damals die schnellsten, die es gab, außerdem hatte ich gelesen, dass, wenn man das Dateisystem von Linux geschickt auf 2 Platten verteilt, das den Rechner schneller macht. Das hat sich als wahr herausgestellt, denn wenn eine Platte was machen soll (hol die und die Daten), kriegt sie den Befehl dazu und dann meldet sie sich ab. In der Zeit kann der Kernel der 2. Platte einen Befehl geben und die macht das gleiche. Inzwischen hat die 1. Platte den Befehl ausgeführt, meldet sich wieder zurück und übergibt die Daten. In der Zeit wiederum hat die 2. Platte ihren Befehl ausgeführt, meldet sich beim Kernel usw.

Das und ein ordentlich großer Arbeitsspeicher sorgen dafür, dass auch heute ein Rechner mit einem nur 600MHz-Prozessor nicht langsam wirkt.