Logo

Technikwissen für Nichttechniker

Ein Glasregal anstelle von Hochschränken

Unsere Küche brauchte neue Möbel. Die alten Sachen waren schon mehr als ein Vierteljahrhundert alt.

Unsere alte Kueche
Das war unsere alte Küche

Und der Vorschlag von meiner Frau ging in diese Richtung:

Design der neuen Küche
So ähnlich sollte die neue Küche aussehen

Da gab es eine Schwierigkeit: mich! Ich hatte die Nase voll von Oberschränken. Warum müssen in meiner Küche diese dicken Dinger vor meinem Kopf hängen? Warum nicht mal was ganz anderes probieren? Ich dachte eher an offene Regale, die nicht so tief sind. Maximal 20cm. Und gleichzeitig ein wenig Pepp! Farbige Regale aus Glas mit eingebauter Beleuchtung! Das sollte es sein!

Es folgte ein halbes Jahr voller Überzeugungsarbeit. Gegenargument war natürlich Küchendunst (soviel kochen wir ja doch nicht), Staub (Glas ist doch leicht zu reinigen), Zerbrechlichkeit (10mm Glas bricht nichtmal mit 10kg Gewicht drauf) und Platz. Letzteres konnte ich wettmachen, indem wir endlich einen Karussellschrank gekauft haben (in der Ecke) und mit einer Erweiterung der Regalfläche im Hauswirtschaftsraum. Außerdem konnte vom vorhandenen Geschirr einiges weg.

Nach dem Genehmigungsprozess habe ich dann 3 Wochen gebraucht, bis ich passende Halteprofile zu einem akzeptablen Preis fand. Solche Aluschienen sind das: 9 Stück a 90cm für knapp 100 Euro.

Glashalteprofil
Dieses Glashalteprofil braucht man dazu

Der Glasstreifen daneben ist aus der Abfallkiste unseres Glasers und selbstgeschliffen nur zum ausprobieren. Später kommen dann die Streifen, die der Glaser geschliffen hat.

Die Profile haben einen Schlitz von 10mm Höhe, deshalb passen alle LED-Streifen hier rein. Die Streifen haben ein selbstklebende Rückseite und wenn das Glas mit in den Profilen steckt, bleiben die LED's auf jeden Fall an ihrem Platz. Ansonsten lösen sich solche Selbstklebestreifen gern von allein ab im Laufe der Zeit.

mit LED-Streifen
Da passen wunderbar diese LED-Streifen rein

Die LED's habe die Lichtfarbe "Tageslicht bzw 5600 bis 6600k (Kelvin). Dadurch bleiben die Glasfarben unverfälscht.

Profile mit LED und Glas
Und das Glas passt immer noch

Zuerst muss die Wand vorbereitet werden. Überflüssige Fliesen müssen weg und die Montagefläche muss eben sein. Aluprofile kann man noch ein klein wenig verbiegen, die Glasplatten nicht.

Wand vorbereiten
überflüssige Fliesen ab ...
Fläche eben machen
... und Montagefläche sorgfältig eben machen
Die Profile sind dran
Die Profile sind dran

Ein Mahnung für Nachahmer: die Hebelkräfte können ziemlich groß werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Profile gut befestigt werden. Die Löcher habe ich mit einem 4mm Steinbohrer mit einem Akkuschrauber ohne Schlag gebohrt. Dadurch rutschen die Bohrungen nicht weg und sind da, wo sie hinsollen. Danach kann die Große Bohrmaschine die Löcher auf 8mm erweitern, aber auch ohne Schlag! Keine Kompromisse: Fischerdübel in 8mm und genau passende Schrauben.

Oben sieht man eine Steckdose. Von ihr bekommen die beiden Netzteile ihren Saft. Die Netzteile liegen mitsamt den Dimmern auf der oberen linken Glasfläche und sind dort nicht zu sehen.

Glasplatten sind drin
Soweit fertig. Siehst Du die Netzteile?

Jetzt habe ich an das unterste Profil nach unten und auf das oberste Profil nach oben noch solche LED-Streifen geklebt: sie sind wasserdicht verpackt, deshalb kann man sie einfach sauberhalten. Profile vorher mit Spiritus fettfrei machen! Die Selbstklebefläche hält im Februar 2019 schon 2 1/2 Jahre.

Als Lichtfarbe habe ich für diese Streifen "Kunstlicht" gewählt, das entspricht 2700 bis 3000 Kelvin. Das wirkt gemütlicher. Ist aber Geschmackssache. Außerdem habe ich die höchste Helligkeit gekauft, die zu kriegen war. Diese LED's sollen die Küche hell machen.

wasserfeste LED-Streifen
Diese wasserfesten LED's machen gleich die Küche hell

Jetzt schalten wir mal das Licht an:

Nur das Licht in den Profilen
Das Licht in den Profilen ist an
Naher Blick auf die Glasplatten
Blick auf die Glasplatten und die Stromverbindung

Der Strom wird durch diese 3 Edelstahldrähte von oben an die einzelnen Borde geführt. 3 Leiter, weil ich 2 Stromkreise habe: einmal das Licht in den Profilen und zweitens das Licht ganz oben und ganz unten. Einer der drei Drähte reicht für die Rückverbindung beider Kreise.

Löten muss man natürlich können, sonst bekommt man die dünnen Verbindungskabel nicht an den LED-Streifen fest ...

nochmal in der Mitte
Und nochmal. Hier der Unterschied zwischen einer hellen und einer dunklen Farbe
Licht ist ganz an
So sieht es tagsüber aus, wenn das Licht ganz eingeschaltet ist
Das Gleiche abends
Und so sieht es abends aus
Hier die Küche in Gebrauch
Hier kann man sehen, wie die Kopffreiheit ohne Oberschränke ist

Man kann im letzten Bild auch sehen, dass ich verschieden tiefe Glasplatten eingesetzt habe: unten 15 tief, darüber 20 und die beiden oberen sind 25cm tief.

Billig war das Ganze nicht! Ich habe etwas über 700 Euro für alles bezahlt. Ich würde heute eins anders machen: die Glasplatten würde ich klar ohne Farbe kaufen und sie selbst mit Glasmalfarbe farbig machen. Falls das jemand machen will: die Stellfläche darf nicht bemalt werden. Das gibt sonst hässliche Kratzer. Sieh nochmal in den Nahaufnahmen genau hin, dann kannst Du's sehen: die Stellfläche ist farbfrei.

Viel Erfolg beim Nachbau...